5-Flüsse-Tour - 2000
17.5. - 23.5.2000
Eine Radtour entlang der 5 Flüsse:
Pegnitz, Vils, Naab, Donau und Altmühl
Stationen: Nürnberg - Amberg - Weltenburg - Freystadt - Nürnberg
Präambel
Die Mitreisenden
1. Tag
Am ersten Tag ist nur die Anreise und ein "Aklimatisieren" in Nürnberg geplant.
Die Nürnberger hatten sich etwas ganz besonderes überlegt um uns zu begrüßen! - Zuerst begrüßte uns eine Dudelsack-Kapelle, welche durch die Strassen zog. Dann nahm uns auf dem Marktplatz Bayern 2 mit einer Bigband in Empfang.
Schwer begeistert flüchteten wir nach langem überlegen in den Burgkeller um ein wohlverdientes Mahl einzunehmen! Als besondere überraschung trällerte dort der Chor des Altersheims zur schattigen Pinie seine nicht ganz jugendfreien Lieder! (das Mäxchen muss mal kacken, hat schon drei mal pfrrrrrt gemacht ....) Nach diesem unvergeßlichen Stündchen verließen uns die Folterknechte wieder und wir konnten endlich speisen. Am Nachbartisch bestellte jemand Sex mit Kraut, was uns erst ziemlich verwunderte. Wir wollten dann hoffnungsvoll Sex ohne Kraut bestellen, es stellte sich dann aber heraus daß sechs Bratwürste gemeint waren.
Um unseren Magen endgültig zu verderben und dem Essen den richtigen Nachgeschmack zu geben machten wir noch einen kurzen Zwischenstop im "Mignonne Crperie", wo die Portionen sehr üppig waren.
Am Ende unseres viel zu langen Marsches fanden wir dann doch noch ein gemütliches Plätzchen im Irish Castle, das wir ausnahmsweise auch mal ohne Sauerstoffzelt betreten konnten und nicht mit den Kerzen um den Sauerstoff kämpfen mußten. Dabei genossen wir die irischen Klänge eines Barden der sich Donnerstag nannte (grobe Übersetzung vom englischen "thirsty"), doch als dieser seine 6 CDs erwähnte brach ein großes Gelächter aus!!! Warum bloß??
Irgendwann wurden wir von einer sehr blonden Preußin auf unsere interessanten T-Shirts und unserer Herkunft angesprochen und schon hat unser oberbayrischer Unterfranke ein potentielles Opfer gefunden, das sich die ganze Leidensgeschichte eines Lehrers anhören durfte, der die altbayrische Sprachkultur in Unterfranken verbreiten will und der so seltsame Geschwister hat (ein großer Geschichtenerfinder!).
2. Tag
los geht's von Nürnberg bis kurz hinter Hersbruck immer entlang der Pegnitz, dann über Weigendorf, Neukirchen und Sulzbach-Rosenberg nach Amberg Sobald wir den Bereich Nürnberg verließen machte sich ein permanenter Biergarten- und Speiselokalmangel bemerkbar - hier unbedingt Einheimische fragen, denn suchen und hoffen ist zwecklos.
Auf diese Weise hatten wir auch in Ottensoos eine Pizzeria gefunden in der das beste Mafiawässerchen (Espresso aus Sizilien) serviert wurde.
In Happurg wartete ein erfrischender Badesee auf uns, der endlich etwas Abkühlung brachte. Auch wurde hier der Riesen-Zitronenfalter gesichtet.
Haunritz: Der kleine Umweg lohnt sich! Durst für kurze Zeit gelöscht und Hunger gestillt. Lecker und günstig! Wirt und Wirtin sind sehr hilfsbereit wenn's um Fahrradpannen geht.
In Amberg wurden wir von lieblichen Reggaeklängen in eine mexikanische Eisdiele gelockt, doch kaum hatten wir bestellt wechselte irgendein gemeiner Mensch die Musik.
Also ab ins nächste Eiskaffee Cadore - hier machten wir die Entdeckung der Langsamkeit (in Form einer Kellnerin). Der Tag klang dann aber, in Giovanni's Pizzeria, doch noch ganz gut aus.
3. Tag
Weiter geht es entlang von Vils, Naab und Donau nach Weltenburg. Nach schlechtem Frühstück mit Plastikkäse und bitterer Orangen-Marmelade genießen wir unser 2. Frühstück beim Tchibo in Rieden.
Nach einiger Zeit machte sich dann ein aufdringlicher Käsegeruch breit und wir beschlossen einen kurzen Fußbade-Stop an der Vils. Weil wir vom Wasser einfach nicht genug bekommen konnten, lieferten wir uns im schönen Kallmünz eine eisige Wasserschlacht. Ein sehr schöner Ort mit interessanten Häusern, keinen Biergärten, aber einer Wasserquelle an der Kirche.
Mittag in Krachenhausen, auch die Arena der Kampffliegen genannt, dafür war das Essen, auf das wir lange gewartet haben, gut. Auf unserem weiteren, langen Weg hatten wir uns dann auch einen Bananensplit verdient - diesmal mit flotter Bedienung - schmeckte der unvergeßlich. Schade nur daß der Ortsname nicht so unvergeßlich ist. Tips für Abkürzungen und schönere Wegstrecken kann man sich übrigens in so manchem Biergarten holen, wenn man mit den Einheimischen redet.
Wer in Weltenburg übernachtet sollte darauf achten, daß das letzte Schiff von Kehlheim um 17 Uhr 10 ablegt, und die Alternative ein Berg mit 125 Höhenmetern ist. Dummerweise waren wir erst um 17 Uhr 30 da. Also - der Berg ruft.! Ausklang in der Klosterschänke in Weltenburg (sehr zu empfehlen). Der beste Spruch an diesem Abend kam von der schlagfertigen Bedienung, als wir für den Ulli ein Bier bestellen wollten. "Kommt der noch mal, oder ist der schon fertig." Als er 5 Minuten später wieder erschien meinte sie nur, daß es wohl nur ein Quickie war. Um den Ausklang etwas abzukürzen versuchte die Wirtin uns mit einem einheimischen Zaubertrank namens "Laterndlmaß" zu betäuben - dieser Versuch schlug allerdings fehl.
4. Tag
ein Tag der Einkehr in Weltenburg und Umgebung. - ohne Sauerstoffgerät den Donaudurchbruch durchquert - Nachdem wir unvorsichtigerweise den Fährmann vorzeitig bezahlt hatten, wurden wir ohne Wasser und Waffen nahe des Ufers ausgesetzt. Wir legten alles verwertbare auf einen Haufen und stellten fest, daß die Ausrüstung für mehrere Kilometer reichen könnte. Nach mehreren Stunden anstrengenden Marsches waren am Horizont deutliche Anzeichen einer Zivilisation (welcher Art auch immer) zu erkennen.
Nach kurzer aber eindringlicher Beratung beschlossen wir den Marsch fortzusetzen. - Hei, wie die Körper dampften!!! - Am Stadttor stellten wir uns höflich vor worauf man uns gegen unser letztes Geld ein paar €Apfel eintauschte. Der Geruchssinn und andere unerklärliche Triebe lockten uns in einen Hinterhof (der sich später als Biergarten des Weißen Brauhauses identifizieren liߧ), wo wir uns erschöpft in einer Wandnische niederließen. Ein gelbhaariges eingeborenes Weibchen brachte uns in hochrandigen Tassen eine erfrischende Flüssigkeit, die wie uns berichtet wurde, unfern des Hofes zubereitet wurde.
Nach tüchtigem Genuß dieser Flüssigkeit stellte sich ein tiefes Gefühl der Zufriedenheit ein. Die zwischenzeitlich gereichten länglich-weißen Früchte einer uns nicht bekannten Pflanzensorte (werden mit süßem Senf genossen) fanden ebenfalls unser Wohlgefallen. - Wir beschlossen die weiteren Planungen für ein paar Monate zurückzustellen und den Platz zum provisorischen Hauptquartier zu erklären -.
Besichtigung der Schneider-Weißbier-Brauerei in Kehlheim. Wir erfuhren, daß uns eine 47-jahrige glückliche Ehe und ständige Gesundheit bevorstünden, wenn wir jeden Tag eine Schneiderweiße trinken würden. Anschließend taten wir unsere Pflicht und genossen alle ein vom Haus gestiftetes Bier mit Brezeln. Als besondere Überraschung wartete ein "Weißbier Expertenglas" aus dem Schneider-Fan-Schop auf uns. Brauereibesichtigung - Di. 14 Uhr.
Besuch im Kloster: Am Ufer der Donau gelegen findet sich eine ausgedehnte Gebäudeanlage in der sich dunkel gekleidete Herren sorgsam von der Außenwelt abgeschirmt aufhalten. In einem öffentlich zugängigen Innenhof werden von aufwendig gekleideten Damen, die meist auf den Namen Susi hören, gegen Entgelt Speisen und Getränke an Neugierige und Passanten verteilt. Die näheren Umstände dieser Veranstaltung blieben uns verborgen. Auch der Versuch eine Verbindungsperson einzuschleusen kann (nicht zuletzt wegen des heftigen Wiederstandes von Ulli) als gescheitert betrachtet werden. Ausklang im Gasthaus Klosterschänke.
5. Tag
Kurzmeldung: Spuren eines nächtlichen Überfalls in Zimmer 8. Einer fiel halb aus dem Bett - Die Ursache wird im Nebenzimmer vermutet -.
Mittagessen in Meihern in der Post - dort trafen wir auch den Raiffeisenman. Hier war tatsächlich ein Mann von der Raiffeisenbank, der 2 mal die Woche über die Dörfer zieht, und in den jeweiligen Stationen (meist Wirtshäusern) die Geldgeschäfte der Leute vor Ort erledigt. Epilog: Weit ab von jeder Zivilisation hat uns das Schicksal ein Stück Papier zugespielt. Teile des auf das Papier gedruckten Textes konnten von uns trotz der fremdartigen Sprache gut übersetzt werden. Textpassagen wie: "herrschsüchtig, inkompetent oder undankbar erscheint er oft seinen Mitarbeitern. Kein Lob, kein Dankeschön, keine Gehaltserhöhung. Bereits 60% der deutschen Arbeitnehmer sind mit ihm - dem Chef - nicht zufrieden. Die Folgen: Fehlende Motivation und Frust am Arbeitsplatz." Das machte uns dann doch nicht nachdenklich und wir warfen den Zettel wieder weg. Auf daß es uns wohl ergehe. - Mahlzeit -
Kurze Einkehr in Beilngries. Die Bedienung muss wohl in letzter Zeit das Buch "Die Entdeckung der Langsamkeit" gelesen haben; jedenfalls gab sie dem Begriff Langsamkeit eine völlig neue Dimension. Dafür hat Beilngries einen schönen Dorfbrunnen, der sich sehr gut für Wasserschlachten eignet.
Nach einer sehr langen Dürreperiode wurden wir in einer Oase zügig mit der dringend erforderlichen Flüssigkeit versorgt. Die ortsansässigen Männer versammelten sich vollständig in unmittelbarer Nähe unseres Lagerplatzes. Mit gutturalen Lauten schienen sie ein PowWow abzuhalten. Wir hielten uns in respektvoller Entfernung und versuchten uns mit den gereichten Getränken zu entstauben. Was uns nach einigen Litern auch gelang. Zwar sind uns die hiesigen Einheiten nicht bekannt, jedoch sind die Getränke so portioniert, daß sie bei normaler Trinkgeschwindigkeit nicht warm werden.
Freystadt im Hotel Pietsch (sehr zu empfehlen): Man(n) interessiert sich schließlich nicht nur für die Architektur, Bräuche und Sitten anderer Länder, sondern auch für Literatur (wie zu Beispiel Speisekarten) oder die ortsübliche Bekleidung. So gesehen ist es durchaus berechtigt auch Feststellungen und Anmerkungen zur Couture des Servicepersonals zu treffen. "Das sieht nicht aus wie ein Body, das ist einer!" - Andere Länder andere Titten -
6. Tag
von Freystadt nach Nürnberg geht es größtenteils am alten Ludwig-Main-Donau-Kanals - eine sehr schöne Wegstrecke, die an Feiertagen u. Wochenenden allerdings ziemlich frequentiert ist. Zitat von Bernhard S.: "Noo langsamer wolln's fahren"
1. Halt im schönen Neumarkt im Eiskaffee Pellegrin. Nachdem wir den Bahnhof durchquert hatten kannte uns schon die halbe Stadt! Und wir wissen jetzt was man mit dem Gepäckbeförder-Band alles machen kann - auch unsere Radel die Treppe hoch bringen lassen und das ganz ohne Anstrengung.
Beim nächsten Halt in irgendeinem Biergarten hatte es unser "Zitronenfalter" (siehe 2. Tag) plötzlich gar nicht mehr eilig. Da stellte sich natürlich die Frage: "Ist er krank?? Hat er Fieber??" - Aber wie der Schreiber festhielt ging es unserem Prachtexemplar ganz gut (bis auf die Staubwolke beim Verrichten der Notdurft).

Sternzeit 11:46:00 Das schöne Wetter neigt sich dem Ende zu. Wir denken gerade über eine Umbenennung des Ludwig-Main-Donau-Kanals nach. Etwa 96% der Stimmberechtigten stimmten für: - Bernhard-Kanal - Allerdings würde dann der Verkehr dann vollständig eingestellt werden (welcher Verkehr eigentlich). Und die Linden blühen vor sich hin. Auf daß es uns wohl ergehe! Neues Wüstengebiet vor Nürnberg entdeckt. Bestückt mit wenig Oasen.

Sternzeit 14:27:00 Provisorische Biergarteneinrichtung am Rande einer größeren Ansiedlung (Nürnberg?) entdeckt. Auffällig provisorisch ist aber auch die hauseigene Küche. Das Wetter beginnt zu wölken. Nach unseren letzten Sextanten-Berechnungen befinden wir uns nun unweit unserer Ausgangsposition. - Alles umsonst gewesen? - Angesichts der nur unbedeutenden Verluste kann man aber doch, mit allgemeiner Zustimmung, von einer erfolgreichen Expedition sprechen.
In Nürnberg angekommen: Nach dreimaligem Einschäumen und viermaligem Klarspülen konnten Teile der eigentlichen Hautoberfläche ausgemacht werden.


Abends in Nürnberg
1. Halt im Lorenzer Caffeehaus: - Preise wie in Wien! -


Sternzeit 19:06:00 Sehr gut gespeist in der Albrecht-Dürer-Stube. Essen gut - nur die Musik hat etwas (Dreh)geleiert! Der Leber wurde mit einer guten Schneiderweißen geschmeichelt und die Küche ist nur weiterzuempfehlen! Wirt und Gäste haben eine wahre Freude an dieser Gaststätte.
So begab es sich, daß sich die 6 durstigen Radler auf den Weg in die nächste Oase(Biergarten) machten. Auf dem Weg dahin drangen plötzlich süße Musikklänge in die, vom ständigen Glockengeläut schwer geschädigten, Ohren. Wir beschlossen diesen Ort vorübergehend zur Musik-Oase zu erklären und lauschten den 3 mutigen Künstlern. Der Sänger hatte eine, nicht von der Hand zu weisende Ahnlichkeit mit "Ostbahn Kurti". Nur der Dialekt war halt nicht wienerisch, sondern ziemlich fränkisch. - Schon wieder so ein Aufwand, da hilft auch kein Verstecken-
Dennoch machten wir uns wieder auf die Suche, und fanden an einem Platze eine Schenke namens "Goldenes Posthorn". Kaum daß wir saßen wurde die Spot-Beleuchtung auf uns gerichtet und der Gotteslärm fiel auf uns herab(schon wieder dieses, unendliche Glockengeläut). Ein Teil von uns trank rote verdünnte Essigsäure(Wein), der andere Teil sah sich das mitleidig an.


Sternzeit 22:45:00 Heimsuchung eines irischen Getränkeladens. Wir kommen schier gar nicht zu Wort. Irgend so ein Grölhans würgt mit heftigem gestikulieren seine Gitarre.
Wir geben uns geschlagen und lassen in der Folge die Geschehnisse wohlwollend auf uns einwirken. - Und schon wider ist "Whisky in the Jar" - Nachdem der Wirt irgendwas von "Feierabend" faselte machten wir uns noch einmal auf die Suche.
Für wenig Absichten wurden viele Wege zurückgelegt. Feiner Regen rieselte leise von Oben herab. Schließlich fand sich doch noch ein Ort an dem es etwas zu trinken und zu essen gab. Nach kurzem und aufdringlichem Aufenthalt trugen wir uns und unsere Erfahrungen - teilweise unter erschwerten Bedingungen - in Hotel zurück. - Und über allen Dächern ward Ruh! -

Kalmünz
1. Tag Anreise zum Startort Nürnberg Auto
2. Tag von Nürnberg nach Amberg 84 km
3. Tag von Amberg nach Weltenburg 102 km
4. Tag Weltenburg Schiff
5. Tag von Weltenburg nach Freystadt 80 km
6. Tag von Freystadt nach Nürnberg 66 km
7. Tag Heimreise